• Beginn und Ende der Hospitalkirchennutzung durch die Kirchgemeinde St. Marien ist jeweils ein Hochwasserereignis.
  • 1914-1917 Errichtet nach Entwürfen der Architekten Gebrüder Kießling Kötzschenbroda von der Pirnaer Baufirma Fürchtegott Kemnitzer im Zusammenhang mit dem Bau des Pirnaer Bürgerhospitals (= Pflegeheim)
  • 1917-1922 (1936) ist Hospitalpfarrer Walter Plotz hier tätig
  • während des 2. Weltkrieg Lazarett
  • seit 1948 Poliklinik und Pflege bzw. Betreutes Wohnen, die Kirche mehr oder weniger nicht mehr benötigt
  • 1957 durch das Hochwasser schwere Schäden, die Kirchgemeinde bewirbt sich bei der Hospitalstiftung Pirna um Nutzung der Hospitalkirche als „Winterkirche“, Abschluss eines Erbpachtvertrages auf 99 Jahre
  • 1957/ 1958 Umbauarbeiten unter Architekt Fritz Steudtner: Einbau der Orgelempore mit darunterliegender Küche und Garderobe, Toiletten, Altarraum mit Vorhang, dadurch multifunktionaler Raum für bis zu 200 Besucher
  • Am 3. Advent, 14. Dezember 1958, Weihe der erneuerten Hospitalkirche
  • ein großen Plus: die Hospitalkirche hing mit am Fernwärmeanschluss der benachbarten Poliklinik, die sieben Tage in der Woche, Tag und Nacht, besetzt war, damit war die Hospitalkirche immer warm
  • seitdem Winterkirche von Oktober bis Mai, außer Weihnachten, Gottesdienste sonntags früh 7.15 Uhr und 9.30 Uhr, Hochzeiten, Taufen, die Copitzer Konfirmationen, da dort Platzmangel herrschte, Kantorei- und Kurrendeproben, Bandproben, Orgelunterricht, Jugendgottesdienste, Kindergartenfeste bei schlechtem Wetter, Sitzungen der Kirchenbezirkssynode, Gespräche, Konzerte, Seniorennachmittage, ökumenischer Hospifasching, Umweltgruppe/ Friedensgruppe, aus der 1990 das „Neue Forum“ entstand. All das bis 1989 unter den wachsamen Augen der Staatssicherheit, die gegenüber in der Turnhalle extra einen Posten eingerichtet hatte. Ab 1990 mehrfach Kinderveranstaltungen in der Adventszeit mit Taddäus Punkt, dem Pirnaer Ehrenbürger Heinz Fülfe
  • Konkurrenz erhielt die Hospitalkirche erstmals 1988, als das Kirchgemeindezentrum auf dem Sonnenstein eingeweiht wurde und mehrere Veranstaltungen abzog: neu und modern zieht eben an
  • ab 1990 Veränderungen in den Nutzungsbedingungen, da ab jetzt die Hospitalstiftung für alles wieder zuständig war, neue Vereinbarungen zur Heizungsnutzung, Kostenaufteilung usw., wie das eben nach 1990 so war
  • weitere Veranstaltungen wurden im Jahr 2001 in das Diakonie- und Kirchgemeindezentrum Copitz ausgelagert, in der Hospitalkirche wurde es leerer
  • mit der beginnenden Sanierung der Marienkirche wurden Wünsche und Möglichkeiten größer, diese umfangreicher zu nutzen, was weiteren Veranstaltungsschwund für die Hospitalkirche bedeutete
  • somit wurde das Hochwasser, welches im August 2002 das Inventar komplett und den Baukörper schwer schädigte, quasi zur Entscheidungshilfe; der Erbpachtvertrag mit der Hospitalstiftung wurde vorzeitig aufgelöst und die Hospitalkirche vorzeitig zurückgegeben
  • umfangreiche Sanierungsmaßnahmen, wie sie hier nun in den vergangenen Jahren stattgefunden haben, wären der Kirchgemeinde bis heute nicht möglich gewesen
  • in der Folge wurde die Hospitalkirche punktuell genutzt: Reptilienschau, Modellbahnausstellung, Chorsingen, Kammerkonzert, Ausstellungen … Die Suche einer neuen, dauerhaften Nutzung wird immer lauter; Vortragsraum, Konzertstätte, Ausstellungs- und Veranstaltungsraum … KLETTERKIRCHE …???

Das hat sicherlich auch immer für Verwirrung gesorgt, hängen doch immer noch viele emotionale Bindungen an diesem Gebäude, derer, die hier getauft, konfirmiert, getraut worden sind, derer, die hier Bindung und Heimat hatten. Letztlich ist aber eine neue und kontinuierliche Nutzung gefunden, die diesen Raum zukünftig und regelmäßig füllt, und so auch neue Begegnung und Bindung schafft. Dafür wünsche ich den neuen Nutzern alles Gute und Gottes Segen.

Thomas Albrecht, Kirchner Stadtkirche St. Marien zu Pirna
(in dieser Funktion von 1990 bis 2002 auch für die Hospitalkirche
zuständig)